Lange darauf gewartet und letzte Woche war es dann endlich soweit: das Global Scrum Gathering in Amsterdam. Unter all den Mitgliedern der globalen Agile & Scrum Community sind von uns Oli und Bjørn dabei. Drei volle Tage, gespickt mit interessanten Sessions, der Coaching Clinic und dem Changemaker Cafe. Drei Tage, die wie im Flug vergehen – ein gutes Zeichen. Und trotzdem verlassen wir Amsterdam mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Corina: Letztes Mal war ich in Amsterdam dabei. Diesmal ging es leider nicht. Neugierig bin ich aber schon. Wenn ihr das Gathering mit 3 Worten beschreiben müsstet, welche wären es?
Oliver: Das in 3 Worten zu beschreiben fällt mir echt schwer. Ich würde sagen: inspirierend, überraschend und manchmal auch überwältigend 😉
Björn: Hm, gute Frage. Drei Worte? Künstliche Intelligenz, Coaching, Community (ich weiß, sind eigentlich vier Worte 😉 – aber nur drei Dinge)
Corina: Was war für euch das Highlight? Wenn es überhaupt eines gab;-)
Oliver: Für mich gab es zwei Highlights. Nigel Baker mit seiner Session über Scrum Master (auch in skalierten Umgebungen), der mit viel Witz seinen Vortrag präsentiert hat. Wir haben viel gelacht und auch er hat über die Scherze über sein Alter lachen können. Und dann war da noch Tricia Broderick, die ihren Weg beschrieb, wie man einen Handstand macht und welche Vergleiche man zu heutigen Unternehmen und ihrer Lernreise ziehen kann. Ja, sie hat am Ende tatsächlich einen Handstand und für 10 Sekunden gehalten.
Björn: Auch ich tue mich schwer, eine Sache zu benennen. Die Coaching Clinic ist sicher ein Highlight gewesen. Das Angebot an sich ist schon sehr gut. Interessierte können da mit einem Thema kommen und bekommen hier professionelle Unterstützung. Schön war die Erfahrung, das Angebot auch parallel zu Keynotes und Sessions offen zu halten. Da hatte ich eine Coaching – Session mit jemanden, die mehr Privatsphäre brauchte und darum eine Möglichkeit suchte, parallel zu einer Keynote ins Coaching zu gehen, da zu der Zeit nahezu alle in der Keynote waren. Dann war da noch die Möglichkeit zum “Reverse Coaching”, wo sich Neulinge im Coaching an den Coaches probieren konnten. Auch eine sehr wertvolle Erfahrung. Und für alte Hasen wie mich ist natürlich das Treffen der Community immer wieder schön.
Corina: Was nehmt ihr für euch aus den Highlights mit?
Oliver: Mache immer kleine Schritte und sei darauf gefasst, auch mal einen Schritt zurück gehen zu müssen, um dann wieder 2 Schritte vorgehen zu können. Auch wenn der Schritt zurück manchmal schmerzhaft ist, weil es Veränderungen bedeutet.
Corina: Jetzt kommt der Coach: was noch?
Oliver: Ich mag die Frage (wenn ich sie selbst stelle) 😉 Viele Unternehmen machen mittlerweile einen Unterschied zwischen einem Scrum Master und einem Agile Coach. Der Scrum Master “bespaßt” das Team, der Agile Coach geht in die Organisation. Nigel sieht den Scrum Master mehr als eine Weiterentwicklung des Agile Coach. “ScrumMaster is an upgrade of Agile Coach. A coach, but more than a coach with real accountability”.
Björn: Wie wichtig Gemeinschaft ist. Und dass das doch im Alltag viel zu schnell mal unter den Tisch fällt. Darum sich bewusst Zeit dafür nehmen. Das wäre eine Sache. Und bevor Du dann mit “Was noch?” kommst, Corina: sich selbst nicht immer ganz so wichtig nehmen und sich Zeit für andere nehmen, die grad Hilfe brauchen und allein nicht weiter kommen. Ich finde, diese beiden Dinge wären gut – in einer guten Balance.
Corina: Es waren glaub’ ich, über 600 Menschen aus der ganzen Welt dort. Welche Begegnungen sind Dir besonders in Erinnerung geblieben?
Björn: Die Begegnung mit Michael Sahota. Wir haben uns 2011 in Salt Lake City das erste Mal getroffen. Damals hat er mit Lego Serious Play einen Workshop moderiert, in dem wir in einem kleinen Kreis eine mögliche Richtung der Scrum Alliance diskutiert und modelliert haben. Zwischendurch liefen wir uns das eine oder andere Mal zwar über den Weg, hatten aber nicht wirklich Zeit füreinander. Die haben wir uns hier genommen und das hat sehr gut getan. Wir haben da ein wenig über Leadership philosophiert und was es da braucht. Und da ich seine Ansichten sehr schätze, kommt er dann im Mai nach Hamburg für einen Workshop.
Dann haben wir auf dem Guides Retreat eine sehr gute Session gemacht zu dem Thema, wie man bei Scrum.org zertifizierten Personen den Zugang zu den Advanced-Kursen erleichtern kann. Dazu habe ich mich dann auch mit dem CEO der Scrum Alliance und dem Board ausgetauscht, was sehr gut war.
Oliver: Ich habe viele Menschen aus dem Scrum D-A-C-H Verband endlich mal persönlich sehen können, das war schon ein kleines Highlight für mich. Und dann war da noch das Gespräch mit Jürgen Appelo über seine Weiterentwicklung von unFIX. Oder auch die Diskussion mit Tristan über KI und wann die KI meinen Job übernehmen wird. Es waren so viele Menschen, die ich getroffen habe, es fällt mir echt schwer, einzelne Highlights herauszustellen.
Corina: Gibt es etwas, was Du aus dem Nähkästchen plaudern kannst? Oder als Gossip Girl weißt ?
Björn: Haha! Das Monday Mingle 😂 Montags nach dem Gathering gibt es eine große Party mit Aktivitäten, Speis und Trank und jeder Menge Spaß. Am Dienstagmorgen merkt man dann immer, wer noch weitergezogen ist. Das sind in der Regel doch einige, die dann doch am Dienstag morgen eher still sind 😉
Oliver: Möglicherweise gab es Menschen, die erst morgens um 4 Uhr im Bett waren, weil die Karaoke Bar zu verlockend war 😉 Am Montag gab es abends eine kleine Bootstour mit Party und Buffet und natürlich Bier und Wein und da gab es die ein oder andere Überraschung in Gesprächen, was den Humor betrifft. Ansonsten gibt es ein neues Skalierung Training und es wird in Zukunft nur noch ein Global Scrum Gathering im Jahr geben.
Corina: Sehr schade! Das wird dann in den USA sein?
Oliver: Ja, genau. Dafür wird es mehr regionale Scrum Gatherings geben. So werde ich wahrscheinlich Anfang Juni in Gent in Belgien sein. Es gibt eine ganze Karte, wo alle regionalen Gatherings aufgeführt sind.
Björn: Was die Global Scrum Gatherings angeht: da wird bis auf weiteres jährlich gewechselt: 1 Jahr USA, im Jahr darauf nicht in den USA. Somit ist dann 2024 das Global Scrum Gathering in New Orleans, 2025 soll es dann nicht in den USA sein. Bzgl. der regionalen Scrum Gatherings: es wird 2024 auch eines in Stockholm geben. Da ich noch nie dort war, wäre das dann wohl meins. Und: es wird vielleicht ein Agile Coaching Retreat der Scrum Alliance in Österreich geben. Zumindest probieren wir das. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf das nächste Jahr 🙂